Benjamín Lorenzana Cruz

Das dunkle Gesicht: Die Afrika-stämmige Bevölkerung in Chiapas, Mexiko

Chiapas ist weit über seine Grenzen für seine indigene Kultur bekannt. Dennoch gibt es andere, nicht indigene, Volksgruppen, die in verschiedenen Etappen im Laufe der Geschichte in das Territorium von Chiapas eingewandert sind. In den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts sind folgende ausländische Volksgruppen in Chiapas immigriert: Deutsche, Japaner, Briten, Nordamerikaner, Chinesen, Guatemalteken, Türken und Juden. Einige kamen mit kolonialen Projekten und andere fanden hier eine Arbeitsmöglichkeit. Ohne Zweifel entsprechen diese Migrationen auch anderen sozialen Ereignissen des 19. Jahrhunderts, wie dem Bau der Eisenbahn und der Blütezeit des Kaffeehandels. Diese Volksgruppen sind Teil der Identität der Bevölkerung an den Küsten von Chiapas. Ihre Kultur, ihre Bräuche ihre Art zu empfinden und zu leben formen die heutige Gesellschaft Chiapas.

Wenngleich das Wissen um die Immigrationen der verschieden Volksgruppen im 19. Jahrhunderts gering ist, so ist das Bewusstsein über die Afrika-stämmige Bevölkerung beinahe nicht vorhanden, obgleich Afrikaner schon in der Kolonialepoche in Chiapas einwanderten. Die Präsenz der Afrika-stämmigen im heutigen Chiapas geht auf die ersten Jahre der Konquistadoren-Zeit zurück. Ein Grund für die mangelnde Kenntnis über die Afrikamestizen liegt darin, dass sie bereits zur Kolonialzeit eingewandert sind. Dieser Mangel an historischem Wissen wurde durch öffentliche Schulen gefördert, die uns stets erklärt haben, dass unsere Identität das Ergebnis einer Mestizisierung von Spaniern und Indianern sei. Trotzdem kann man in den Regionen der Valles Centrales und der Küste Chiapas Volksgruppen mit Gesichtszügen und körperlichen Charakteristika beobachten, die zweifelsohne afrikanischen Ursprungs sind. Obschon die körperlichen Züge offensichtlich sind, haben die Afrikaner weit mehr in die Gesellschaft eingebracht, wie sprachliche, historische und kulturelle Elemente. So stammen vermutlich die Wörter, moronga, cachimbo, cachimba, chimbo und malanga von einer afrikanischen Sprache ab.

In diesem Sinne versucht dieser Vortrag die Wichtigkeit der Afrika-stämmigen Volksgruppen im ökonomischen, kolonialen Chiapas zu analysieren. Man findet heute Afrikamestizen als Arbeiter in: Tierfarmen, Indigo-Betrieben, Fischgründen, als Hausdiener, Leibwächter für Politiker und Ordnungskräfte bei sozialen Tumulten und Demonstrationen. Ein weiterer Aspekt, der die Beziehung der Volksgruppe der Afrikamestizen mit den Spaniern und Indianern definiert, wird in diesem Vortrag angesprochen. Schließlich werden die Einflüsse dieser Volksgruppe auf das kulturelle Geschehen in Chiapas behandelt, hauptsächlich: Traditionelle Tänze, mündliche Überlieferungen, Esskultur, Musik, Gepflogenheiten und Bräuche; die Beschreibung einer Form des Daseins in Chiapas

Benjamín Lorenzana Cruz
Tuxtla Gutiérrez, Chiapas
Oktober 2008

Übersetzung:
Ingeborg Bär
St. Leonhard am Hornerwald
Oktober 2008

Vorträge Universität Innsbruck

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