Das Projekt Künstlergärten / Texto en Español

Wir verfügen über ein Grundstück, welches bis 2001 von einem Biobauern bewirtschaftet wurde. Die Größe dieses Grundstückes beträgt ca. 2 ha. Es ist uns ein vorrangiges Anliegen, diese Ackerfläche rückzubauen. Dies bedeutet, dass die entstehende Wiese eine urtümliche Artenvielfalt an autochthonen Kräutern, Blumen und Gräsern enthalten soll. Dazu ist vor allem wichtig, dass die Wiese nicht gedüngt und jeweils erst Ende Juli gemäht wird. Im November 2001 haben wir damit begonnen, eine Wildhecke aus alten regionalen Sträuchern und Obstbäumen zu pflanzen. Inzwischen haben wir an die 300 Pflanzen von ca. 50 verschiedenen Sorten ausgesetzt. Die Hecke wurde unter anderem am westlichen Rain des Grundstückes gepflanzt und soll zukünftig den Westwind und die damit verbundene Bodenerosion eindämmen. Weiters wird diese Hecke dem fortschreitenden Wasserverlust dieser Gegend Einhalt gebieten. Abgesehen von den kleinklimatischen Veränderungen, werden die Hecke und die Obstbäume auch einen Lebensraum für viele Wildtiere, Vögel und Insekten bieten, welche ihrerseits dazu beitragen, das kleinbiologische Gleichgewicht unserer Umgebung wieder herzustellen.

Auf Grund dieser Überlegungen haben wir im Jahre 2002 das Projekt „Künstlergärten" initiiert.

Die Beschäftigung mit „Garten" hat seit jeher die gestalterische Neugier und Experimentierfreude des Menschen angeregt. Eine große kulturhistorische Leistung des Menschen war es, sich vom nomadisierenden, Essen (essbare Früchte) suchenden, hin zum Boden kultivierenden (Essen anbauenden) Wesen zu entwickeln. Bei der Gartenarbeit sind die Folgen des Handelns absehbar und die Erkenntnisse bauen auf Erfahrung. Für die Kunst ist die Beschäftigung mit „Garten" schon lange relevant, jedoch wird dies nicht immer fokussiert. Der Wunsch, die Natur zu beherrschen und nach menschlichen Regeln zu formen, ist ebenfalls Antrieb für gestalterisches Handeln.

Das Projekt Künstlergärten in St. Leonhard am Hornerwald bietet den eingeladenen Künstlern die Möglichkeit, vor Ort einen Garten zu realisieren¹. Also, der Künstler als Gärtner, der, wie ein Nomade aus der Ferne kommend, sich auf die Gegebenheiten hier einlässt. Es sind nicht unbedingt so spektakuläre Eingriffe in die Natur von Interesse wie Landartprojekte, bei denen mit Baggern zur Sache gegangen wird, sondern ein unmittelbares, gärtnerisches Intervenieren. Durch die einmonatige Anwesenheit der Künstlerin, des Künstlers, ist eine sehr intensive Arbeit von der Ideefindung bis zur Ausarbeitung möglich. 

Durch unsere Aufenthalte in Mexiko, bei denen wir mit den Künstlern dort zusammenarbeiteten und zusammen lebten, wurde dieses Projekt u.a. zum Keimen gebracht. Es ist gelungen, siebzehn Künstler, darunter vier Indigene, aus Chiapas, Mexiko, hierher nach St. Leonhard einzuladen. Die intensive Arbeit der Künstler und die liebenswürdige, helfende Anteilnahme der hiesigen, bäuerlichen Bevölkerung, ließen sehenswerte, authentische Gärten entstehen. Der Charme des Projektes liegt unter anderem auch darin, dass die einheimische Bevölkerung in das Projekt Künstlergärten integriert ist und sie den Mexikanern z.B. ihre Bauernhöfe zeigen und so zu einem Kulturaustausch beitragen. Andererseits lassen die indigenen Künstler mit ihren Gärten ein Stück ihrer Kultur hier.

Das Projekt „Künstlergärten" ist eine private Initiative und erhält keine Förderungen. Es ist daher derzeit nicht möglich, jeweils mehr als zwei Künstlern die Teilnahme am Projekt zu gewähren – wir können nicht mehr Künstler in unserem Haus unterbringen. Wir möchten aber in Zukunft, Künstler aus allen Teilen der Welt zu uns einladen, damit Gärten aus den verschiedensten Kulturkreisen ermöglicht werden können und somit eine interkulturelle Garten-Galerie unter freiem Himmel entsteht. Dabei ist es nicht sosehr wichtig, mit welchem Material der jeweilige Künstler "normalerweise" arbeitet. Wir sind der Meinung, dass jeder Künstler - jeder kreative Mensch - eine Idee eines Gartens hat. Es haben inzwischen ein Fotograf und ein Schriftsteller am Projekt teilgenommen und sehenswerte Gärten hinterlassen.

Vielleicht wird der Projektgedanke wie ein Keim von den Künstlern mit nach Hause getragen und es entsteht in Zukunft ein Ableger vom Projekt Künstlergärten St. Leonhard am Hornerwald.

¹Den Künstlern sind in der Wahl der angewandten Materialien in keiner Weise Einschränkungen auferlegt. Die einzige, strikte Vorgabe besteht darin, dass nur mit autochthonen Pflanzen gearbeitet werden darf. Die unreflektierte und unkritische Ausbringung von nicht-regionalen Samen und Pflanzen kann für ein vorhandenes Biotop fatale Folgen haben. Als Beispiel sei hier das Springkraut genannt.

Das Projekt „Künstlergärten" kann über folgende Aktivitäten berichten:

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2008

 

2010

2011

2012

2013

2014

2015

 

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Projekt Kuenstlergaerten - Proyecto de los Jardines de Artistas